In der Talkshow von Markus Lanz gab Hendrik Streeck (42), Direktor des Instituts für Virologie der Universität Bonn, jetzt Einblicke in seine Forschung – und rüttelte dabei an vermeintlichen Gewissheiten der vergangenen Tage …
Streeck ist eine Art Corona-Pionier. Mit seinem Team ist er im Virus-Epizentrum von Heinsberg (NRW) unterwegs, um Übertragungswege zu untersuchen. Ganz im Gegensatz zum Robert-Koch-Institut, das hier nicht aktiv geworden sei. „Das hat mich sehr verwundert“, sagte Streeck bei Lanz.
Und auch sonst unterschied sich das, was Streeck formulierte, von dem, was man von anderen Experten zuletzt hörte: „Es gibt keine Gefahr, jemand anderen beim Einkaufen zu infizieren“, so der Forscher.
Die folgenschweren Infektionen seien bei „beim Aprés-Ski in Ischgl, bei der Party in Berlin, bei Fußballspielen in Bergamo“ passiert. „Das kam aus keinem Supermarkt, keiner Fleischerei oder Restaurant. Es kam aus einem engen Beisammensein für längere Zeit.“
Kritik am aktuellen Krisen-Management
Streeck scheint mit einigen Eindämmungs-Maßnahmen der Politik zu hadern: „Wir haben noch nie von Infektionen in Friseursalons gehört. Jetzt sind die Friseursalons geschlossen.“ Er halte es für „extrem wichtig, über eine Exit-Strategie“ zu sprechen. Und übte leise Kritik am aktuellen Management: Ihm fehle die Zielsetzung. „Sind 1000 Infektionen pro Tag zu viel? Oder 100?“
Der Professor: „Wir wissen relativ gut, dass die Übertragungen nicht per Schmierinfektion stattfinden, aber es beim ausgelassenen Feiern viele Infektionen gegeben hat. Jetzt geht es darum, die Nuancen dazwischen zu finden – auch um bestimmte Maßnahmen zurücknehmen zu können.“
In Heinsberg untersuchte Streeck die Wohnungen von hochinfektiösen Patienten. Ein Ergebnis: „Wir haben kein lebendes Virus auf irgendwelchen Oberflächen gefunden.“ Nicht auf Handys, nicht auf Wasserhähnen, nicht auf Türklinken.
Sogar das Fell von Hauskatzen wurde intensiv begutachtet. Die Tiere seien äußerst kooperativ gewesen. Und virenfrei.
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